Wie lässt sich Stadt entwickeln? Ein Vorschlag für eine andere Art der Stadtentwicklung – vorgestellt beim Festival HOPE – DIE KUNST DER TRANSFORMATION bei und von Raum13 in Köln-Mülheim am 15. August 2020.
Wie lassen sich urbane Räume unter den gegenwärtigen Bedingungen gestalten? Wie bekommen wir die Wende hin zu einer ökologischen, menschenfreundlichen Stadt hin? Und das in einer Zeitspanne, die zum Beispiel den Anforderungen des Klimaschutzes gerecht wird, mit den bestehenden und schrinkender Ressourcen und angesichts gesellschaftlicher Spaltungstendenzen, die Konsens über radikale Maßnahmen schwierig machen?
Das Konzept des „Agilen Urbanismus“ ist ein Vorschlag, wie wir schneller und besser zu guten Stadträumen kommen.
Es setzt auf dem Manifest für Agile Softwareentwicklung auf. Städte sind keine Software – und trotzdem gibt es ein paar spannende Parallelen. Mit ein paar Anpassungen ergibt es das „Manifest des agilen Urbanismus“ – als Leitlinie und Inspiration für neue Prozesse in der Stadtentwicklung.
Voilá:
Das Manifest des Agilen Urbanismus
Wir erschließen bessere Wege, urbane Räume zu entwickeln, indem wir dies selbst tun und anderen dabei helfen.
Durch diese Tätigkeit haben wir diese Werte zu schätzen gelernt:
Individuen und Interaktionen sind wichtiger als Statistiken und Simulationen.
Funktionierende urbane Räume sind wichtiger als umfassende Planungen.
Die Zusammenarbeit mit den Nutzer*innen urbaner Räume ist wichtiger als rechtliche Auflagen und technische Richtlinien.
Reagieren auf Veränderung ist wichtiger als das Befolgen von Abläufen und Anweisungen.
Das heißt, obwohl wir die Werte auf der rechten Seite wichtig finden, schätzen wir die Werte auf der linken Seite höher ein.
Prinzipien hinter dem Agilen Urbanen Manifest
Wir folgen diesen Prinzipien:
Unsere höchste Priorität ist es, die Bürger*innen durch frühe und kontinuierliche Fertigstellung funktionierender Stadträume zufrieden zu stellen.
Wir heißen Anforderungsänderungen selbst spät in der Entwicklung willkommen.
Wir nutzen diese Veränderungen, um die Lebensqualität in der Stadt zu steigern.
Wir schaffen funktionierende urbane Räume regelmäßig innerhalb weniger Wochen oder Monate und bevorzuge dabei die kürzere Zeitspanne.
Planung und Ausbau müssen während des Projektes täglich zusammenarbeiten.
Wir errichten Projekte rund um motivierte Individuen. Wir geben ihnen das Umfeld und die Unterstützung, die sie benötigen und vertrauen darauf, dass sie die Aufgabe erledigen.
Die effizienteste und effektivste Methode, Informationen an und innerhalb eines Stadtentwicklungsteams zu übermitteln, ist von Angesicht zu Angesicht im urbanen Raum, d.h. auf Straßen oder Plätzen vor Ort.
Funktionierende urbane Räume sind das wichtigste Fortschrittsmaß.
Agile Prozesse fördern eine dauerhaft tragfähige Entwicklung. Die Auftraggeber, Entwickler und Benutzer sollten ein gleichmäßiges Tempo auf unbegrenzte Zeit halten können.
Ständiges Augenmerk auf technische Exzellenz und gutes Design fördert Agilität.
Einfachheit — die Kunst, die Menge nicht getaner Arbeit zu maximieren — ist essenziell.
Die besten Architekturen, Anforderungen und Entwürfe entstehen durch selbstorganisierte Teams.
In regelmäßigen Abständen reflektieren Verwaltung und Zivilgesellschaft, wie sie effektiver werden können und passen ihr Verhalten entsprechend an.